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Was ist Gewaltfreie Kommunikation?

In der Gewaltfreien Kommunikation verbinden sich Menschen so, dass sie Freude daran haben, sich und anderen das Leben zu bereichern
– auch in Konfliktsituationen.

Seminarteilnehmende tauschen sich in Zweiergruppen aus während einer Praxisübung.
Seminarteilnehmende sitzen im Kreis und unterhalten sich während einer Übung zu zweit.

Was macht Sie so sicher, dass es funktioniert?
Ich habe es ausprobiert.
Marshall Rosenberg

Definition & Erklärung

Die Gewaltfreie Kommunikation (kurz: GFK, englisch: Nonviolent Communication, NVC) ist eine praktische und lebensnahe Methode nach Marshall Rosenberg, die zu mehr Authentizität und Verbindung in zwischenmenschlichen Beziehungen und im Umgang mit sich selbst führt.

Sie ist in erster Linie eine Haltung, der wir folgen (was sich leicht sagt, aber in der Umsetzung dann doch nicht so einfach ist) und bietet gleichzeitig Methoden, sich (noch) klarer auszudrücken, Konflikte schneller zu lösen und besser auf seine Mitmenschen einzugehen.

Und da wir sowieso alle den ganzen Tag kommunizieren – ob mit anderen Menschen oder uns selbst (in Form von Gedanken, Glaubenssätzen etc.) – lohnt es sich, da einmal genauer hinzuschauen…

 

Von Marshall Rosenberg in die Welt

Begründet hat das Ganze der Psychologe Marshall Rosenberg. Schon früh in seinem Leben sah er sich mit verschiedenen Formen von Gewalt konfrontiert (In seiner Kindheit erlebte er die Unruhen in Detroit von 1943 wie auch Antisemitismus aufgrund seiner jüdischen Herkunft). Die Frage, wie Gewalt reduziert werden kann, beschäftigte ihn Zeit seines Lebens. Nach Rosenberg entstehen dabei viele Konflikte und Gewalttätigkeiten aufgrund von Missverständnissen, mangelnder Empathie und unzureichender Kommunikation, insbesondere sogenannter “lebensentfremdender Kommunikation”. Dies ist eine Form der Kommunikation, die Verbindungen zwischen Menschen blockiert… und diese ist teilweise sehr subtil und ganzheitlich in der Art und Weise verankert, wie viele Menschen gelernt haben zu denken und sprechen. Und das bringt uns bereits auch schon zum nächsten Punkt…

 

Inwiefern ist die GFK gewaltfrei?

Es gibt kaum etwas an der Gewaltfreien Kommunikation, das so viel Verwirrung stiftet wie der Name selbst. Immer wieder hören wir Dinge wie:

  • «Arbeitet ihr vor allem mit GewaltverbrecherInnen?»
  • «Ich brauche das nicht, ich bin ja nicht gewalttätig!»
  • «Aber nur mit lieb und nett sein kommt man ja auch nicht weiter in dieser Welt.»

Und nichts davon trifft so wirklich zu. Deshalb vorneweg: Gewaltfreie Kommunikation ist vor allem auch sehr klar! Wir können lieb und nett sein und trotzdem (oder gerade deswegen) für uns einstehen und handeln.

«Wirklich verstehen wollen, heisst dabei nicht, dass ich auch einverstanden bin.»

Gewalt bezeichnet in der GFK eine Sprache oder Haltung, die sich auf lebensentfremdende Kommunikation stützt. Diese kann zum Beispiel aus Bewertungen, Vergleichen oder Manipulationen bestehen und ist darauf ausgelegt, sein Gegenüber oder sich selbst zu verurteilen oder klein zu machen. Das können schon subtile Dinge sein wie:

“Jetzt hat sie schon wieder in der Nase gepopelt. Hoffentlich merkt sie einmal, wie daneben das ist.”
(Sich über etwas aufregen und doch nicht trauen, etwas zu sagen)

“Könntest du nicht etwas mehr auch an andere denken?”
(Vage Kritik statt konkrete Wünsche anbringen)

“Mir geht es heute nicht so gut, ich -“ “Ach, dir auch nicht? Und mir erst, ich habe so schlecht geschlafen.”
(Präsentes Zuhören ist eine Kunst für sich)

Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen. Solche Situationen hat wohl jede(r) schon erlebt und an sich sind sie auch kein Weltuntergang. Gleichzeitig können sie in der Summe viel Freude aus dem Leben und dem Miteinander nehmen. Und so bietet die Gewaltfreie Kommunikation einen Ansatz, der dabei unterstützt, in eine andere Verbindung mit seinen Mitmenschen zu kommen. Ein zentraler Bestandteil davon ist das Grundmodell.

 

Das Grundmodell: 4 Schritte

Das Grundmodell besteht aus 4 Schritten, die nacheinander oder frei angewendet werden können (wobei wir vor allem Freunde der letzteren Art sind). Diese sind: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Und an dieser Stelle gehen wir ganz kurz auf jeden einzelnen Schritt ein:

Beobachtung (vs. Beurteilung)

Beobachtungen von Bewertungen zu trennen, ermöglicht eine gemeinsame Gesprächsgrundlage und die Wahrnehmung unterschiedlicher Perspektiven.

Gefühl (vs. urteilende Gedanken)

Das Identifizieren und Spüren eigener Gefühle hilft nicht nur in der Selbstregulation, sondern auch, diese in der Kommunikation von Vorwürfen und Schuldzuweisungen zu trennen.

Bedürfnis (vs. Strategie)

Jeder Mensch hat grundlegende Bedürfnisse wie Sicherheit, Zugehörigkeit, Autonomie etc. Die vertiefte Auseinandersetzung damit ermöglicht uns, einfacher mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen – auch dann, wenn wir mit ihren Worten oder Handlungsweisen nicht einverstanden sind.

Bitte (vs. Forderung)

Der klare Ausdruck einer Bitte ist gar nicht so einfach. Gleichzeitig ermöglicht sie, eine Brücke zu schaffen, zwischen den eigenen Bedürfnissen und den Handlungen anderer. Sie trägt dazu bei, Verantwortung zu übernehmen für eine Welt, in der wir leben möchten.

Dabei lehren wir die Schritte der Gewaltfreien Kommunikation so, dass sie zum natürlichen Ausdruck der einzelnen Menschen passen. Wir arbeiten nicht nach starren Methoden oder Theoriegebilden (siehe dazu auch “unser Ansatz”). GFK erkennt man nicht in erster Linie an den Worten, sondern an der persönlichen Haltung dahinter. Die Haltung ist unsere innere Einstellung und die absolute Essenz dessen, ob eine Kommunikation gelingend, verbindend und zufriedenstellend ist – oder eben nicht. Und sie kann ebenso geübt und trainiert werden.

Also wo kommt nun diese GFK überhaupt zum Einsatz?

 

Anwendungsgebiete der Gewaltfreien Kommunikation

Die GFK kann dann zum Einsatz kommen, wenn Menschen kommunizieren. Und das ist nun einmal ziemlich oft der Fall. Deshalb halten wir eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Kommunikation auch für so wichtig. Insbesondere in folgenden Bereichen wird sie häufig angewendet:

  • Persönliche Beziehungen & Familie
  • Berufliche Kommunikation
  • Persönlichkeitsentwicklung
  • Führung und Management
  • Konfliktlösung & Mediation
  • Schulische Umgebung

Rosenberg hat die GFK mit dem Ziel entwickelt, dass Menschen sich (wieder) so begegnen, dass sie sich spontan und gerne zu ihrem gegenseitigen Wohlergehen beitragen. Und das ist ihm offensichtlich gut gelungen. Die Gewaltfreie Kommunikation wird inzwischen weltweit in den unterschiedlichsten Bereichen angewandt und er selbst war, um nur einige zu nennen, im Rechtsbereich, Bildungswesen, in Gefängnissen (Auch wenn es nicht nur was für GewaltverbrecherInnen ist, kann es natürlich auch da eingesetzt werden) und im Rahmen von Friedensprogrammen in Kriegsgebieten tätig (und ja, die GFK kann auch dann funktionieren, wenn das Gegenüber nicht gewaltfrei kommuniziert).

Und, bist du damit auch schon vom GFK-Fieber gepackt?
Ja: Dann liest du sicher mit Freude weiter, was sie mit uns gemacht hat.
Nein: Dann entfachen vielleicht folgende Zeilen ein Flämmchen in dir.

 

Was bringt Gewaltfreie Kommunikation?

Sie erleichtert das Leben. Und sie verbindet. Seit wir uns vertieft mit der GFK befassen, merken wir, dass wir nochmals viel besser mit uns selbst und anderen Menschen auskommen. Sie ermöglicht uns, auch in herausfordernden Situationen eine innere Klarheit zu bewahren und entsprechend zu handeln. Konfliktsituationen lösen sich schneller und wir merken sowohl im beruflichen als auch im privaten Setting, wie sie einfach eine nicht mehr wegzudenkende Begleitung im “Dschungel der alltäglichen Kommunikationshürden” geworden ist.

Und jetzt möchtest du bestimmt wissen, wie du loslegen kannst?

Teilnehmende tauschen sich über ihre Erfahrungen während einer Praxisübung aus.

«Du hast noch nie etwas falsch gemacht, wirst auch nie etwas falsch machen. Du wirst dich höchstens aufgrund dessen, was du jetzt gerade lernst, das nächste Mal für etwas anderes entscheiden.»

Marshall Rosenberg